Achtung: Licht!

Einen Gottesdienst unter Lockdown-Bedingungen feierten 35 Teilnehmer gemeinsam mit dem TimeOut-Team. Anmeldelisten, Abstand halten, Masken aufbehalten, Heizung aus … das alles sind Einschränkungen, die der Atmosphäre der ökumenischen Feier viel nehmen. Doch trotz des Pandemie-Geschehens ist der Wunsch nach spiritueller Bereicherung groß. Passend zur Situation im Land ging es im Gottesdienst dementsprechend um die Sehnsucht nach dem Licht. Auch wenn das Licht am Ende des Tunnels noch weit weg zu sein scheint wurden die Teilnehmer gebeten, selbst zum Licht im Tunnel zu werden.

Hier die Gedanken nach dem Bibeltext (Mt 5,14-16):

Achtung: Licht!

Warum sollte man vor dem Licht warnen? Wir alle sehnen uns doch danach, gerade in Zeiten, in denen eine Krankheit uns bedroht und unser Leben verändert,  in der es politische Führer gibt, die ihre eigene Macht über das Wohlergehen der ihnen anvertrauten Menschen stellen, in denen unser Klima bedroht ist.

Doch haben wir nicht auch manchmal Angst vor dem Licht – weil es anstrengend ist danach zu suchen, es zu entdecken – auch in uns selber? Oder: Weil es uns manchmal blendet und uns die Sicht nimmt? Weil wir uns dann selbst – vielleicht nur für einen Moment – wie ein Schatten fühlen, der dem Licht nicht gerecht wird, unterbelichtet und schwach? Stellen wir es eben nicht doch manchmal unter den Scheffel, weil wir es uns im Dunkeln so schön eingerichtet haben, weil das Jammern so bequem ist, die Rolle des Opfers leichter zu sein scheint als die Rolle der Lichtgestalt?

Achtung: Licht!

Das kann heißen: Augen auf! Wir sollten Aufmerksam sein, weil Gott durch das Licht zu spricht. Man erkennt ihn an brennenden Dornbüschen – an Leuchtturmprohejtem, an Menschen, die für eine Sache brennen. Lichtblicke zeigen uns göttliches!

Achtung: Wir sind das Licht!

Das sagt Jesus in der Bibelstelle, die wir eben gehört haben. Kennen sie jemand, der für eine Sache brennt?

Amanda Gore ist für mich so ein Mensch, auch wenn ich ihr – bis jetzt – nur in den Medien begegnet bin. Sie ist 22 Jahre alt, ein – wie sie selbst von sich sagt – dünnes, schwarzes Mädchen, dass von Sklaven abstammt und von einer alleinerziehenden Mutter großgezogen wurde. Und sie ist eine Dichterin. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit sprach sie bei der Einführung des amerikanischen Präsidenten ein Gedicht, das letztlich von nichts anderem als vom Licht handelte. Ein Licht, dass für sie immer da war, auch wenn es dunkel wurde – in der jüngeren und in der älteren Geschichte ihres Landes und der Welt. Sie wirkt wie eine Frau, die das Licht verinnerlicht hat und dieses Feuer weitergeben muss – und weil sie eine Dichterin ist, gibt sie es mit Worten weiter, erzählt vom Feuer, dass in ihr brennt.

Zitieren will den letzten Satz ihrer Rede bei der Präsidenten-Einführung. Vielleicht steckt er sie ja auch an:

Wenn der Tag kommt, treten wir aus dem Schatten heraus,

entflammt und ohne Angst.

Die neue Morgendämmerung erblüht, wenn wir sie befreien.

Denn es gibt immer Licht,

wenn wir nur mutig genug sind, es zu sehen,

wenn wir nur mutig genug sind, es zu sein.

Die Band spielte anschließend das Lied „Feuer, das in mir brennt“. Zum Anhören: https://www.youtube.com/watch?v=8G8saIgXsJc

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