Angst essen Seele auf!

Am 4.2.2025 stellten wir uns der Frage: Was hilft, Menschen in der Verunsicherung Halt und Sicherheit zu geben?

  • „Angst essen Seele auf“ ist ein Filmtitel von R.W. Fassbinder aus dem Jahr 1974. Als ich den Titel das 1. Mal hörte, hat er in mir eine innere Resonanz ausgelöst. Da wird von der Angst und ihrer gefährlichen Wirkung gesprochen. Die Seele (das Herz) kann durch sie vernichtet werden. Angst zählt zu den 7 menschlichen Grundgefühlen, kennen Sie diese 7 Grundgefühle nach Paul Ekmann? Wut, Ekel, (Verachtung), Freude, Trauer, Angst, Überraschung
  • Fällt Ihnen etwas auf? Freude ist die einzige positive Grundemotion. Angst, Trauer, Ekel, Verachtung und Wut sind negativ, Überraschung neutral. Irgendwie ist das wie eine Ampel. Wenn man froh ist, ist sozusagen „grünes Licht“. Man kann einfach so weitermachen. Bis die Ampel auf Rot springt: bei Ärger, Wut, Trauer oder eben auch Angst. Dann müssen wir innehalten, Nachdenken … Wie nun umgehen mit der Angst?
  • „Angst essen Seele auf“, wenn wir ihr nicht bewusst begegnen. Rein evolutionsbiologisch haben wir dafür eine gute WarnApp eingebaut. Denn: wir Menschentiere neigen dazu, Störendem mehr Aufmerksamkeit zu schenken als dem, was gut läuft. Deshalb sind die Nachrichten so negativ, und deshalb denkt man viel länger über eine schlechte als über eine gute Erfahrung nach. Das heißt doch: Irgendwie sind wir Menschen schief in die Welt gestellt. Das machte damals durchaus Sinn, als das kleinste Rascheln eines Säbelzahntigers den Tod bedeuten konnte. Macht es das aber heute noch? Verführt es uns nicht zu übermäßiger Angst? Und diese Verführung lässt uns nicht in Würde, frei und verantwortlich leben.
  • Apropos Freiheit und Verantwortung: Ich kann mich zu meinen Ängsten so oder so stellen. Habe ich Angst, oder hat die Angst mich? Angst ist somit auch Ausdruck meiner Freiheit!! (Kierkegaard) In dieser evolutionsbiologischen Schieflage, (denken Sie an den Säbelzahntiger, der oft Negatives erzeugt,) habe ich die Freiheit mich aufzurichten. Dafür muss ich aber auch Ankerpunkte haben, an denen ich mich hochziehen kann.
  • Und nun kommt das Evangelium ins Spiel! Die Männer und Frauen haben sich versammelt. Sie blieben also nicht allein. Sie hatten Angst. Sie schlossen die Türen. Und von welcher Erfahrung berichten sie uns? Trotz ihrer Angst und trotz ihrer Verschlossenheit war Jesus in ihrer Mitte. Und was sind seine Worte in diese Situation: Friede sei mit Euch!
  • Was ist sein Handeln: er zeigt ihnen seine Wunden. D.h: seine Verletzlichkeit, seine Ängste
  • Ich bin der festen Überzeugung, das sind die Schlüsselworte, die für diese Männer und Frauen damals zu einer Erfahrung wurden. Und die heißt: auch unsere Wunden, auch unsere Ängste dürfen sein. Wir müssen sie nicht wegrationalisieren. „Das ist nicht so schlimm! Anderen geht es viel schlimmer! Du musst nur fest glauben!“ Es geht um die „radikale Akzeptanz“ dessen was ist. Aber und das ist jetzt entscheidend: Nicht dabei stehen bleiben – gemäß dem: ich bin halt so!!! Nein!
  • Jesus spricht auch uns den Frieden zu! Was geschah damals? Diese Menschen sind auf einmal von großer Freude erfüllt. Ihr Herz ist berührt, ihre Seele nicht von der Angst aufgefressen. Und für uns heutige? In unserer menschlichen Schieflage gibt es diese Freude. Das ist der Ankerpunkt, von dem ich vorhin gesprochen habe: dem bestehenden Negativem, den Ängsten die Trotzmacht des Geistes entgegenstellen. Lasst uns diese Aufrichtung aus der Schieflage wagen. Freude und Dankbarkeit vermehrt sich, wenn man sich an ihr orientiert. Das ist die Frohe Botschaft.
  • Und weil diese Erfahrung so wesentlich für uns Menschen ist, setzt Jesus noch einen drauf:
  • „Wie mich der Vater in diese Welt gesandt hat, so sende ich jetzt Euch in diese Welt.“
  • Wir haben keine andere! Wir sind auch keine besseren Menschen. Aber wir haben eine Zusage von dem menschgewordenen Gott: zu deinem Wesen gehört die Angst, aber sie hat nicht das letzte Wort. Dieses lautet nämlich: Friede ist in Euch trotz aller Wunden. Geht hin und versucht das zu leben.
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