Ich zuerst?

Ein Internetfilmchen zeigt eine Marathon-Läuferin, die kurz vor dem Ziel zusammensackt. Ihre Verfolgerin läuft an ihr vorbei, dreht aber kurz vor der Ziellinie um und hilft der Konkurrentin auf. Eine dritte Läuferin kommt dazu und hilft mit, die verletzte Frau zu stützen. Am Ende laufen die drei gemeinsam ins Ziel ein. Die Helferinnen haben damit auf eine bessere Platzierung verzichtet. Ob die drei Frauen sich vorher kannten ist nicht klar. Und vielleicht ist die Szene nur gespielt und nicht tatsächlich so passiert.
Ich hoffe natürlich, dass so etwas wirklich vorkommt und auch unter Menschen, die sich gar nicht so gut kennen. Befragungen zeigen, dass wir uns zu hohen Prozentzahlen mehr Solidarität wünschen und gleichzeitig bemängeln, dass es diese Solidarität immer weniger gibt. Rein Rechnerisch stimmt da etwas nicht: Wenn alle, die sich Solidarität wünschen sie auch selber leben würden, sähe die Welt viel besser aus. „Ich zuerst“ – Strategien hätten dann allerdings ausgedient.