Stille Nacht trotz(t) Corona
Das ökumenische Time-Out – Team lädt dazu ein, am 24 12. 22.00 Uhr nach dem gemeinsamen Läuten der Kirchen an möglichst vielen Orten das Lied „Stille Nacht Heilige Nacht“ zu singen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Teams verstehen das als Zeichen der unbesiegbaren Hoffnung, gerade auch in dunklen Zeiten.
„Es immer besser ist, ein Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen“, sagt Dr. Peter Müller, Rektor der Caritas-Fachakademie in Aschaffenburg und seit 1999 Mitglied des ökumenischen Teams, das regelmäßig zu Gottesdiensten in der Aschaffenburger Stiftsbasilika einlädt. Das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ eigene sich für die Aktion besonders, weil es für viele Menschen, ob sie der Kirche nahe stehen oder nicht, ein wichtiges Ritual am Heiligen Abend darstellt, so Müller. Mit der Entscheidung, dass die Ausgangssperre auch am 24.12. ihre Gültigkeit hat, würde vielen Menschen, die Möglichkeit genommen, dieses Lied im nächtlichen Gottesdienst gemeinsam zu singen.
Die Weihnachtsbotschaft stellt laut Müller eine Situation in das Zentrum, die von größter Verletzlichkeit gekennzeichnet ist: Die Geburt eines Kindes. In diese Verletzlichkeit hinein wird Gott Mensch. Und mit dieser Menschwerdung ist jeder eingeladen, sich seiner eigenen Menschwerdung zu stellen. Menschlichkeit kann nur gelingen, wenn man sich auch der eigenen Verletzlichkeit stellt. „Gerade in diesen Tagen hat dieser Zusammenhang zwischen Verletzlichkeit und Menschwerdung eine besondere Bedeutung“, sagt Wolfgang Grose, Leiter des Sozialkaufhauses der Diakonie und ebenfalls Mitglied des Teams. Die Menschen würden spüren, wie verletzlich sie sind und sie sehnten sich nach einem Signal, das das aufgreift. Das Lied, so Grose weiter, trotze Corona, weil es daran erinnert, was im Weihnachtsevangelium die Engel verkünden: „Fürchtet Euch nicht! Ich verkünde Euch große Freude!“ (Lk 2,10). Dieser Umgang mit der Angst und die Erinnerung daran, dass dieser kleine Virus uns nicht unsere Lebensfreude nehmen kann, solle durch die Aktion unterstützt werden.
Auch die Geschichte dieses Liedes drückt das für das Time-Out-Team aus. Der junge Autor Pfarrer Joseph Mohr setzte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts für eine den Menschen zugewandte Kirche ein und hatte laut Müller Probleme mit dem kirchlichen Establishment. „Sein Anliegen war es, die Botschaft Jesu in Zeiten von Krieg und wirtschaftlicher und politischer Verwirrung für die Menschen zu übersetzen“, erklärt der Theologe. Das Lied wurde von Anfang an entgegen der damaligen lateinischen Tradition auf Deutsch gesungen und berührt die Menschen damals und heute. Inzwischen ist es in über 300 Sprachen übersetzt und wird in vielen Teilen der Erde gesungen.